2022-08-08 | SH2-101 und das schwarze Loch

Veröffentlicht von stwgoldbach am


SH2-101 und das schwarze Loch bei V1357

SH2-101 und V1357 | (228 Lights a 60 Sekunden mit Gain 111, je 15 Dark-, Flat- und Biasframes – Askar FMA 230 mit ZWO ASI 183 MC Pro auf 0 Grad gekühlt, UV/IR-Cut Filter)

Wer sich jetzt fragt, was SH2-101, auch Tulpen-Nebel genannt, mit einem schwarzen Loch zu tun hat, fragt sich das zu Recht. Eigentlich nix. Nur dass visuell in der Nähe des Tulpen-Nebels der Stern V1357 liegt. Und bei dem wurde tatsächlich ein schwarzes Loch entdeckt.

Wie meine Tochter so schön bemerkte, liegen hier Geburt (SH2-101) und Tod (Schwarzes Loch bei V1357) auf einer Aufnahme eng beieinander. Und da sich dieser Blog ja um Deep Sky dreht, musste ja irgendein Deep Sky Objekt wie den Emissionsnebel SH2-101 reingenommen werden. Damit macht dann dieser Artikel thematisch wieder Sinn. Obwohl es auch interessant ist, darüber zu debattieren, ob ein schwarzen Loch jetzt ein Deep Sky Objekt ist oder nicht.

Tragen wir die Fakten zusammen:

  • Befindet sich ein schwarzes Loch außerhalb unseres Sonnensystems: Eindeutig Ja. Dieses ist hier ca. 6.000 Lichtjahre weit weg.
  • Handelt es sich dabei um einen einzelnen Stern: Jein, war mal einer. Das schwarze Loch hier hat aber immerhin die 15-fache Masse unserer Sonne.
  • Muss man ein Deep Sky Objekt sehen können, damit es eines ist: Das hat noch keiner so richtig festgelegt! Und hier beträgt der Schwarzschild Radius auch nur 45 km, das bekommt auch das Askar 230 nicht hin.

D.h. es steht gar nicht so schlecht, das Ding als Deep Sky zu klassifizieren. Mit der Sichtbarkeit hapert es halt ein wenig.

Dafür bietet die Region um den Stern Eta Cyngi im Sternbild Schwan haufenweise andere Sterne. Denn der Schwan fliegt direkt über der Milchstraße. Und darin liegt auch der eigentliche Reiz der Aufnahme: Hunderte von Sternen, dichtgepackt – jeder mit seiner eigenen Geschichte, teilweise seinen eigenen Planeten, teilweise schon gar nicht mehr existent.

SH2-101, V1357 und Eta Cyngi mit dem Askar FMA 230

Deswegen habe ich den Emissionsnebel SH2-101 – der die Geburtsstätte von vielen neuen Sternen ist – auch nicht so gut zur Geltung gebracht. Denn sonst wären die Sterne auf dem Bild unschön aufgebläht worden.

Das hier wirklich ein schwarzes Loch abgebildet wurde kann man, wenn man durch die Bilder blättert, auf der Detailaufnahme sehr gut (nicht) sehen: Einfach genau in der Region von V1357 suchen: wenn man nichts sieht, ist das der beste Beweis für das schwarze Loch.

 

SH2-101 und Umgebung in voller Auflösung gibt es hier.

Kategorien: Cygnus